Monatsspruch November 2020, Jeremia 31,9:
Gott spricht: Sie werden weinend kommen,
aber ich will sie trösten und leiten.
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Volk Israel war in fataler Lage:
Krieg verloren, Jerusalem zerstört, Familien auseinander gerissen, viele waren umgekommen, Ober- und Mittelschicht weggeführt. Jetzt wohnten sie in einem fremden Land, unter einem fremden Volk, heimatlos, hoffnungslos.
Und wie es schien hatte Gott sie auch verlassen – zurecht. Allzulang hatten sie seine Botschaft nicht hören wollen, die Mahnungen der Propheten in den Wind geschlagen. Sie hatten ihr Leben nach eigenem Gutdünken geführt, seine Gebote ignoriert. Da war es eigentlich kein Wunder, dass er nun ihren Untergang beschlossen hatte: Ohne Heimat, ohne Hoffnung, Fremde im fremden Land. Keine Zukunft mehr für das Volk und seine Kinder.
Was ihnen blieb:
Bittere Tränen der Verzweiflung, der Ohnmacht, der Reue, ….
Doch Gott ist anders! Anders als wir denken, anders als wir von ihm vermuten! Anders als wir Menschen, anders als das Volk ihn einschätzte:
Letztlich geht’s Gott überhaupt nicht um Strafe, sondern um Barmherzigkeit. Obwohl sein Volk auf die „schiefe Bahn“ geraten war, stellte Gott neues Leben in Aussicht, Rückkehr in die Heimat, Aufbau Jerusalems; zwar nicht unmittelbar, aber doch für die Zukunft.
Und das wird dann „Chefsache“ sein. Gott selber nimmt die Rettung in die Hand.
Es mag Situationen oder Zeiten in unserem Leben geben, da meinen wir, Gott sei uns unendlich fern:
- Ich denke an die betagte Frau im Seniorenwohnheim: „Jetzt liege ich schon seit drei Jahren hier im Bett. Nichts ändert sich. Ich glaube, Gott hat mich vergessen.“
- Oder an die Familie, die ein Kind kurz nach der Geburt verloren hat.
- An den Ingenieur, der arbeitslos geworden ist, weil seine Firma die Aufträge nach China verlagert hat.
- Oder an die Oma, die ihr Enkelkind nicht auf den Arm nehmen darf, weil die Tochter meint, sie würde es vielleicht fallen lassen; ….
„Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten“.
Welch ein Versprechen Gottes! Welch eine Zusage! Gott persönlich nimmt das in die Hand!
Wie wir aus der Geschichte Israels wissen ist das dann auch geschehen: Gott führte sein Volk aus Babylonien heraus, zurück in die alte Heimat, nach Jerusalem und schenkt ihnen einen überwältigenden Neubeginn.
Sollte dieser gewaltige Gott, der Geschichte schreibt, der Tote erweckt, seinen Sohn Jesus aus dem Grab heraus geholt hat – sollte der nicht auch die Macht haben sein Versprechen auch bei und für uns 100%-ig zu erfüllen: „Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten“.
Solche Gewissheit und Erfahrung wünscht –gerade in diesen trüben, corona-durchseuchten Novembertagen
Ihr Norbert Küfeldt
Pfarrer in Ansbach-Meinhardswinden